Eine Studie eines Augenoptikers untersucht die Zufriedenheit beziehungsweise die Unzufriedenheit von Gleitsichtbrillenträgern. Eine Zeitungsanzeige wies auf die Möglichkeit einer unverbindlichen und kostenlosen Teilnahme hin. Untersucht wurden 38 Gleitsichtbrillenträger.
Warum können nicht alle Brillenträger diese technische Errungenschaft zufrieden für sich nutzen?
Im Rahmen eines Forschungsprojektes im Masterstudiengang (Master of Sciences in Vision Sciences and Business/ Optometry) an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Aalen (HTW) wurden von Oktober bis November 2012 Gleitsichtkunden untersucht, die über Probleme klagten. Dabei wurde die Frage gestellt: Lassen sich unzufriedene Gleitsichtbrillenträger in die Gruppe der zufriedenen Gleitsichtbrillenträger bringen oder ist es eine unabänderliche Charakteristik des Brillenträgers, Gleitsicht nicht zu vertragen? Sind also die Probleme mit Gleitsichtbrillen lösbar? Alle Studienteilnehmer wurden innerhalb eines genau definierten Ablaufschemas mit einem bestimmten neuartigen Gleitsichtbrillenglas ausgestattet und betreut. Die Teilnahme bestand aus mindestens vier Terminen und war kostenlos und unverbindlich. Nach Abschluss des vierwöchigen Probetragens bestand für die Studienteilnehmer die Möglichkeit, die Gleitsichtbrille zu erwerben.
Die Ergebnisse der Studie liegen vor: Über 80% aller Teilnehmer bewerteten Ihre neue Gleitsichtbrille als wesentlich besser als ihre vorherige. Über 80% aller Studienteilnehmer kauften die Gleitsichtbrille und belegten damit ihre hohe subjektive Zufriedenheit. Der Preis der neuen Brille lag in vielen Fällen über der zuvor erworbenen. Der Kauf war demnach nicht durch einen günstigen Preis veranlasst, zumal die vorherige Brille häufig nutzlos war und eine Rückerstattung der vorher erworbenen Brille in vielen Fällen verweigert wurde.
Probleme mit Gleitsichtbrillen sind demnach in den meisten Fällen lösbar.
Durch den großen Erfolg des Projektes wurde der Hersteller und auch andere Augenoptiker/ Optometristen darauf aufmerksam. Daraus entwickeln sich weitere Studien, die in eine Langzeitstudie einfließen. Im Rahmen einer weiteren wissenschaftlichen Arbeit werden diese Daten gesammelt und ausgewertet.
Ziel dieser Langzeitstudie ist die Erforschung der Unzufriedenheit von Gleitsichtbrillenträgern und der Untersuchung zur Steigerung der subjektiven Zufriedenheit auf ein Niveau, das ein normales, beschwerdefreies Tragen von Gleitsichtbrillen im Alltag ermöglicht.
Falls Sie Interesse haben an der Studie teilzunehmen, wenden Sie sich bitte an die teilnehmenden Augenoptiker/ Optometristen in Ihrer Nähe oder sprechen Ihren Augenoptiker darauf an.
Die Ergebnisse sprechen für sich: Von 38 Gleitsichtbrillenträgern, die von Problemen berichtet haben und ihre Gleitsichtbrille nicht so nutzen konnten, wie sie es erwartet haben, wurde ein Durchschnittswert der Zufriedenheit von 85,55% mit der neuen Gleitsichtbrille angegeben. Das entspricht einer durchschnittlichen Zufriedenheitssteigerung von 45 (Standardabweichung 23) auf einer Skala von 0-100. Die Bewertung wurde auf einer visuellen Analogskala vom Kunden bewertet auf die Frage: "Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit Ihrer Gleitsichtbrille?" Diese Frage wurde bezogen auf die zuvor getragene Brille und auf die neu angefertigte Gleitsichtbrille beim Abgabetermin, beim 1. Nachbetreuungstermin (eine Woche nach Abgabe) und beim zweiten und letzten Nachbetreuungstermin in der 3. bzw. 4. Woche nach Abgabe der Gleitsichtbrille.
Daneben wurden noch zahlreiche andere Fragen gestellt und ausgewertet, wie zum Beispiel die empfundene Größe des Nahteils, das subjektiv empfundene Sehen nachts etc.
Im Rahmen der Studie wurden nicht die Probleme selbst oder deren Ursache untersucht. Ziel war die Messung der Zufriedenheit mit der vorherigen Gleitsichtbrille und der Vergleich mit der neuen Gleitsichtbrille. Die Studienteilnehmer hatten nach Abschluss der Studie die Möglichkeit, die Gleitsichtbrille zu erwerben.
Eine Untersuchung der zugrundeliegenden Ursachen der individuellen Probleme wurde nicht bezweckt. Eine solche Untersuchung mag zwar sinnvoll erscheinen, sprengt aber den Rahmen einer Studie, da sehr viele umfangreiche Einzeluntersuchungen notwendig sind, die nur für wenige Teilnehmer durchführbar sind. Eine kleine Teilnehmerzahl würde dann die Aussagekraft für eine Allgemeinheit von problematischen Gleitsichtbrillen sehr einschränken.